Max Holder (*1904, †1971) Die Geschichte der Firma Holder Über Jahrtausende hinweg haben die Menschen versucht, mit dem was sie gesät hatten oder an Bäumen und Sträuchern wuchs, ihren Hunger zu stillen. Schweiß und Tränen waren ständige Begleiter. Denn die Handarbeit war schwer und oft vernichteten Pflanzenerkrankungen und Unwetter die Ernte. Mit der Erfindung der Dampfmaschine im Jahre 1792 begann das technische Zeitalter, in dem sich die Welt total veränderte. Immer mehr Menschen zogen in die Städte, um dort in den neu entstandenen Fabriken Arbeit zu finden. Dies hatte zur Folge, dass nun die auf dem Lande verbliebenen Bauern für die Ernährung der Städter sorgen mussten. Mit Menschenkraft allein war das nicht mehr zu bewältigen. Mit der Zeit begann man Pferde, Ochsen und Kühe als Zugtiere einzusetzen. Bei Wind und Wetter mussten Mensch und Tier körperlich hart arbeiten um zusätzlich ca. drei Stadtbewohner mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Mit dem Bau des ersten Traktors mit Verbrennungsmotor 1889 begann in der Landwirtschaft eine neue Epoche. Die Bauern konnten immer größere Flächen bearbeiten und dadurch immer mehr Menschen mit Grundnahrungsmitteln versorgen. Kaum vorzustellen, wie sich die Agrarkultur ohne diese technischen Helfer entwickelt hätte… Christian Friedrich Holder, ein großer Pionier, ein Idealist, der  mit der Technik etwas anfangen konnte und diese weiter entwickelte und damit die Meilensteine für die Zukunft setzte, errichtete 1888 zusammen mit seinem Bruder Martin in Urach eine Werkstatt mit dem Namen „Gebrüder Holder“. Die Vielfältigkeit ihrer Arbeit reichte von Reparaturen von landwirtschaftlichen Geräten, Fahrrädern oder Nähmaschinen , über die Montage von Blitzableitern und Installation von Molkerei-Einrichtungen bis hin zum Bau von Magnet-Apparaten und –Walzen. Ab April 1889 führte Christian Friedrich Holder das Geschäft alleine weiter und spezialisierte sich auf die Entwicklung und Herstellung von Magnetapparaten, deren Nachfrage rasant anstieg. Auch Robert Bosch kaufte bei ihm Magnete, aus denen er dann eine Zündanlage für ortsfeste Gasanlagen entwickelte. Nach kurzer Zeit war die „Magnetfabrik Gebrüder Holder“ ein bekannter Begriff im Fachhandel. Nach mehreren Gesprächen mit den Bauern der Umgebung und den Winzern in den nahegelegenen Weinbergen um Reutlingen und Metzingen herum, kannte Christian Friedrich Holder deren Sorgen und Nöte und den täglichen Kampf um die Existenz. So wuchs sein Wille, der einheimischen Landwirtschaft zu helfen. Schließlich spezialisierte er sich zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen und -Krankheiten auf die Herstellung technischer Geräte im Bereich des chemischen Pflanzenschutzes. Unter dem Leitspruch „Gesundes Wachstum – reiche Ernte – Holder hilft!“ tüftelte er jede freie Minute und konnte 1898 die erste selbsttätige Rückenspritze der Öffentlichkeit präsentieren. Diese Erfindung brachte nicht nur der Firma Holder Erfolge, sondern auch Chemiefabriken und Labors erhielten dadurch einen enormen Aufschwung. Denn nun galt es, für jede Pilzkrankheit und jedes Ungeziefer in geeignetes Mittel zu finden und in größeren Mengen herzustellen. Um 1900 wurden bei der Firma Holder mit 16 Mitarbeitern eine Menge Spritzen für den deutschen Markt aber auch für den Export hergestellt. Damit seine Firma ungehindert expandieren konnte, erwarb Christian Friedrich im Frühjahr 1902 in Metzingen eine ehemalige Tuchfabrik, auf deren Gelände er auch sein Wohnhaus einrichtete. Christian Friedrich Holder war mit Leib und Seele von früh bis spät in seiner Fabrik tätig. Gedanken oder Ideen, die ihm über den Tag hinweg einfielen, skizzierte er oft auf ein Stück Papier. So entstand wohl auch die Idee des Holder-Staubsaugers, der im privaten Gebrauch von seiner Frau Emma eingehend getestet wurde. Auch seine vier Kinder Helene, Gertraud, Max und Lothar lernten schon früh mitzuhelfen und Verantwortung zu übernehmen und wurden bereits in die Arbeitsabläufe miteinbezogen. Besonders Max hielt sich jede freie Minute in der Werkstatt auf und ging seinem Vater gerne zur Hand. „Vater“ Holder legte sehr viel Wert auf die Qualität seiner Produkte. Mehrmals wurden sie von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft geprüft und für ihre hervorragenden Leistungen prämiert. Dies förderte nicht nur das Selbstbewusstsein des Betriebes, sondern auch den Absatz im In- und Ausland. Denn diese Auszeichnungen waren für die Bauern, Winzer und Gärtner eine verlässliche Bestätigung der Holder- Qualität. Mit dem Umsatz stieg auch die Zahl der Mitarbeiter von Jahr zu Jahr. 1913 zählte die Belegschaft bereits über hundert Mitarbeiter. Rund ein Drittel der Produktion ging in die verschiedensten Länder der Welt. Die ersten Verkaufsstellen wurden eingerichtet. 1908 entstand in Straßburg eine Zweigniederlassung mit erstem Kundendienst, denn Zufriedenheit der Kunden war damals schon oberstes Gebot. Immer mehr Erzeuger der Land- und Forstwirtschaft, des Wein-, Hopfen-, Obst- und Gemüsebaus entschieden sich im Kampf gegen Krankheiten und Schädlinge für technische Hilfsmittel aus dem Hause Holder. Der Name wuchs zu einem Garant für Qualität. Während und nach der Zeit des Ersten Weltkrieges, als viele Firmen ihre zivile Produktion einstellen mussten, lief bei Holder die Produktion ohne Einschränkungen weiter. Christian Friedrich Holder ließ seinem Erfindergeist ungebremst freien Lauf. Immer wieder reiften Modell zur Serienfertigung heran: 1924 Motor-Plungerpumpe mit DKW-Motor, 1926 die Motorbaum- und Hopfenspritze, 1927 der Motor- Pulverzerstäuber, 1929 der „Autofix“, die erste selbstfahrende Motorspritze mit zwei Fahrgeschwindigkeiten. So wie der Vater den Aufstieg seiner Firma plante, so dachte er auch schon damals an die Nachfolge und achtete darauf, dass seine Söhne Max und Lothar von Anfang an eine gute Ausbildung genossen. Nach seinem Studium an der technischen Hochschule konstruierte Max Holder bereits seine erste motorangetriebene Hopfenspritze selbstständig. Beginn der Mechanisierung im Wein- und Obstbau Der Bau von Traktoren der auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes führenden Firma Holder aus Metzingen ging auf die Initiative von Max Holder zurück. 1929 wurde er von seinem Vater Christian Friedrich Holder auf die Reise nach Amerika geschickt, um „in der Fremde möglichst viele Erfahrungen zu sammeln“. Während seines Aufenthaltes in Amerika lernte er die Arbeitsweise und Gepflogenheiten des fremden Landes kennen. Er besuchte die Holder- Vertretungen in Florida, Chicago und Kalifornien, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg eingerichtet wurden. Bei seinen Reisen erkannte Max Holder, dass nicht nur Schädlingsbekämpfung, sondern auch bessere Bodenbearbeitung zu reicheren Ernten führte. Er dachte an die kleinbäuerlichen Betriebe in der Heimat, die hauptsächlich in Handarbeit oder vereinzelt auch  mit Zugtieren den Boden mehr schlecht als recht bearbeiteten, während hier schon Dampfpflüge und erste Traktoren eingesetzt wurden. Jedoch war im deutschen Wein- und Obstbau der Einsatz dieser großen schweren Maschinen wegen der beengten Struktur nicht möglich. So wurde Max Holder durch seinen Aufenthalt in Amerika dazu inspiriert, einen unter dem Namen „Pionier“ bekannt werdenden Einachstraktor zu entwerfen, dessen Prototyp nach seiner Heimkehr bereits im Jahr 1929 fertiggestellt werden konnte. Mit seiner Einzelradlenkung lief der Einachser beim Pflügen fast ganz alleine über den Acker. Auch das Anhängen eines kleinen Wagens war möglich. Vater Holder freute sich riesig über den Erfolg seines Sohnes und feierte diesen historischen Tag. Doch die mangelnden Auftragseingänge trotz seines überzeugenden Arbeitseinsatzes und den vielen Vorführungen waren auf die schlechte Lage der Bauern und Winzer zurückzuführen, die kaum noch ihre Familie ernähren konnten. Doch gerade hier musste Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn durch die mechanisierte Bodenbearbeitung konnten reichere Ernten eingefahren werden. So beschloss Max Holder, selbst für den Vertrieb verantwortlich zu sein und kümmerte sich neben Entwicklung, Produktion und Ersatzteilversorgung auch um die Werbung und Vorführungen seiner Geräte, bis sein Bruder Lothar ab 1934 den Verkauf organisierte. Ebenfalls nach einer längeren Reise nach Amerika, ergriff Lothar Holder die Initiative und nahm die nötige Umgestaltung des Betriebes vor. Die guten Verkaufsergebnisse spiegelten sein eigenes Können, aber auch den Wert der Konstruktionen wieder. Christian Friedrich Holder (*1861, †1941) Werbeanzeige für erste Magnetapparate der Maschinen-Werkstätte der Gebrüder Holder Wohnhaus und Holderwerk in Metzingen 1902, Stuttgarter Straße, heute Max-Holder-Straße Holder Staubsauger, 1901 Max Holder (*1904, †1971)
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